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Heinrich – Graue Freyheit und Jazz

Ich habe mir schon lange vorgenommen diese zwei äußerst schwierigen Zeitgenossen zu kombinieren. Jazz für sich ist ein Universum – welches nicht jeden liegt. Genau so verhält es sich mit Orange Weinen. Was beide vereint ist jedoch der Umstand – Man liebt es oder man kann einfach damit nichts anfangen. Bei beiden habe ich jedoch das gleiche Problem – ich kann keines exklusiv immer genießen. An passenden Abenden können diese Begleiter wahre Wohltaten sein – genau so wie sie zur falschen Zeit „Killer“ sind…

In Short

Da ich hier nicht einen Künstler sondern eher eine ganze Musikrichtung/ beschreibe – will ich hier nur zwei meiner Lieblingsbeteiligten nennen, zu welchen auch dieses Review entstanden ist – Miles Davis und Chet Baker. Diese zwei Herren haben mich auf den richtigen Pfad gebracht, diese Musik nicht in eine Schublade (komisch, laut, unkontrollierbar) zu schieben – sondern mir Zeit zu nehmen und zu genießen. Genau wie bei Orangen Weinen muss man einfach bereit sein, seinen Horizont zu erweitern – auch wenn einige „Katzenpisse“ dazu sagen ( (c) T. Mälzer)

Dekantieren

Da der orange Wein ja nicht dekantiert werden muss habe ich mir die beim Record Store Day frisch erworbenen Box-Sets genommen und mich einfach mit „Chet Baker – Jazz at Ann Arbor“ eingestimmt und diese ohne Weinbegleitung auf mich wirken lassen. Das Album ist eines der besten die ich bis jetzt von ihn kenne und es macht richtig Laune mehr aus dieser Welt zu hören und es passend zu zelebrieren.

Das Pairing

Der Erste Eindruck

Nach der Aufwärmrunde – welche nicht zwingend wichtig für den orange Wein ist – denn diese sollte bei 8-10 Grad genossen werden. Die wunderbaren Geschmäcker von Rhabarber und (oh wunder) Orange mit seiner mineralischen Noten bieten für den normalen Weintrinker doch recht unbekannte und vielleicht nicht ganz so typisch „gute“ Eigenschaften. Doch ist es genau so mit Jazz anfänglich – es ist ungewohnt, eher manchmal auch ungestüm, dass diese Musik nicht irgendwelchen bekannten Formen folgt, sondern seinen eigenen Willen und Regeln hat.

Taste <-> Style

Was trinken eigentlich Jazz-Musiker und passt Jazz nicht eher zu (viel zu teuren) Cocktails in eine Bar, wo jemand am Piano sitzt? Ja, aber dies „Tiefseeligkeit“ eines Weins steht dem Genuss eines perfekten Cocktails um nichts nach und schon gar nicht, wenn es sich um diese zwei abseits der Norm befindlichen Geschöpfe handelt.

Reise

Wie eingangs erwähnt beginnt die Reise zur Einstimmung mit dem prächtigen „Jazz at Ann Arbor“ das Chet Baker in seiner Höchstform zeigt können wir unsere Reise in Begleitung der von Gernot und Heike Heinrich kreierten Köstlichkeit starten.

Wie im Album von Miles Davis – Relaxin‘ entspannen wir uns zu den Klängen des Meisters und der ungewohnten rötlichen Farbnuancen des vor uns befindlichen Weins. Die mineralischen Noten bieten uns Halt, wenn wir uns komplett in die wunderbare Klangwelt des unglaublich gut gefertigten Vinyls fallen lassen. Sie bieten uns die notwendige Erdung, die auch die Winzer in dieses Produkt einfließen lassen. Die musikalische Leitung in dem Album ist vergleichbar mit dem perfekten Handwerk das die Winzer in das Wunderbare Tongefäß mit Wachs versiegeln um das bestmögliche Gut zu bewahren – gleich wie auf dem hoffentlich ewig währenden Vinyl dieser Platte.

In der finalen Runde – wo wir mit „Miles Davis – Workin'“ ein bisschen nachdenklicher werden – können wir uns auch ein wenig mehr um die Musik kümmern – stundenlang könnte man über Schwefel, Schalen und Oxidation reden – oder einfach nur den Wein genießen und dankbar dafür sein, dass es solche mutigen Winzer gibt, die so einen Wein herstellen. Genau so mutig war auch der Musiker Miles Davis, der sein Leben lang immer am Puls der Zeit blieb und sich der Entwicklung seiner Musik und seinen kulturellen Erbe verschrieb. Das Album selbst repräsentiert das was sich auch der Winzer auf die Fahnen geschrieben hat – „Mit Menschen können wir viel. Ohne nichts.“ es ist ein Album, dessen Klang und Harmonie klingt als hätte es ein Musiker der viele Disziplinen beherrscht geschaffen – in Wirklichkeit sind es natürlich viele Musiker, die ein großartiges Album in einer Kooperative mit dem Meister des Jazz geschaffen haben.

Wie immer lohnt es sich seinen Horizont zu erweitern – in diesen Fall lohnt es sich doppelt – einerseits lernt man einen wunderbare Welt aus nicht repetitiven Refrains kennen – auf der anderen eine Weinwelt wo Wein keineswegs den Weg geht, den wir immer gegangen sind.

Aber es geht doch genau um diese Dinge – Freakstoff – warum immer den Weg gehen, den wir immer gegangen sind…

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